Die letzten Sommerferien, doch was kommt danach?

Gestern erklärten die Kultusminister nach ihrer Konferenz in Wittenberg, das Abitur bundesweit bis 2016 mit einem zentralen Pool an Prüfungsaufgaben vergleichbarer gestalten zu wollen.1

Für viele Schüler scheint das jedoch zunächst irrelevant, denn diese Woche entließen sie die ersten fünf Bundesländer – Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg Vorpommern und Schleswig Holstein – in die Sommerferien.

Das ist ein Gefühl, als ob man ewig Ferien hat, jetzt, wo die Schule vorbei ist. Schon komisch. Ich glaube, erst wenn das Studium begonnen hat, realisiere ich das.
Nicos Karydis (19), Abiturient der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule in Elmshorn

Doch was folgt nun für die rund 500.000 Abiturienten, die nach den Ferien nicht wieder an die Schule zurückkehren werden? Wie sieht deren weiterer Lebensweg aus?

Die Bilanz beispielsweise in Hamburg: Von 8.825 Jugendlichen, die sich für die Prüfungen angemeldet hatten, bestanden 8.548 Schüler. Eine Quote von 96,8 Prozent. 109 HamburgerInnen erreichten sogar die Traumnote 1,0.2

 

Studium, Ausbildung oder Ausland

Einige von ihnen werden direkt an die Hochschulen stürmen und sich für das kommende Wintersemester einschreiben, andere wiederrum streben eine Ausbildung an. Doch immer höher in der Gunst der Abiturienten stehen Auslandserfahrungen: Ob ein Jahr als Aupair in den USA oder Work & Travel durch Australien.

In jedem Fall beginnt mit Ende der Schule ein neuer Lebensabschnitt, dem die meisten Abiturienten mit Neugier gegenübertreten. Doch mischen sich unter die Euphorie, die Schule endlich hinter sich zu lassen, allzuoft Wermutstropfen:

Einige Dinge werde ich schon vermissen.
Michaela Sierck (18), Abiturientin des Ludwig-Meyn-Gymnasium in Uetersen

Studien zeigen, dass Gymnasiasten in den letzten Jahren immer unschlüssiger über den weiteren Weg sind. So gab 2004 noch eine deutliche Mehrheit (56%) an, studieren zu wollen. 2010 war es nur noch jeder Dritte (37%). Im Vergleich dazu stieg die Zahl jener, die zunächst Auslandsaufenthalte oder ein freiwilliges soziales Jahr in Betracht zogen. Die Zahl derer, die eine Ausbildung anstreben, bleibt hingegen stabil. Tendenziell interessieren sich eher Mädchen für diese Art des Berufseinstiegs.3

Beeinflusst wird die Entscheidung der Abiturienten für den einen oder anderen Weg jedoch auch von deren Umfeld. So wies die 16. Shell-Jugendstudie4 beispielsweise nach, dass unschlüssige Schüler letztlich öfters ein Studium begannen, wenn dieses Vorhaben zuvor von Mitschülern geäußert wurde.

Diese Entwicklungen zeigen, dass Abiturienten die Zeit nach der Schule vor allem sinnvoll nutzen wollen. Dabei geht es ihnen – entgegen dem poltischen Willen, getrieben durch Bologna und G8 – nicht darum, möglichst schnell weiteres Fachwissen aufzubauen, sondern die eigenen sozialen und kulturellen Kompentenzen zu verbessern.

 

  1. http://www.tagesschau.de/inland/abitur118.html []
  2. http://www.ndr.de/regional/hamburg/schule679.html []
  3. EARSandEYES: ABITURIENTENMATRIX 2010 – Eine Studie zur Lebenssituation von Abiturienten (01.11.2010) []
  4. Jugend 2010. Ein pragmatische Generation behauptet sich []